Leben bis Männer

von Thomas Brussig

Ein Outdoor-Event zur Fußball WM 2002

Spieler Dirk Rademacher
Teamchefin Paula Artkamp
Co-Trainerin Leela Herzmann
Platzwart Hans Salomon
Stadionbeschallung Martin Knott

Training Valerij Lobanowski †
Ordner Lulian Maiwald, Volker Sippel
Managerin Beate Reker

"Männer! Fußball ist alles!"

und das meint der Trainer von BSG Tatkraft Börde ganz wörtlich. Kinder, Knaben, Schüler, Jugend, Junioren - bis Männer. Er hat sie alle trainiert. Jetzt packt er aus. Mehr als zwanzig Jahre war er der Stratege am Spielfeldrand. Hart, aber immer mit einem offenen Ohr für die Probleme seiner Schützlinge. Ehe und Sohn sind auf der Strecke geblieben, Fußball ist wichtiger und ersetzt Familie, Freunde und Psychotherapie.

"Ich weiß wirklich nicht, wie man Zeit mit Familie verbringt. Spazieren? Oder reden? Das ist doch nur Zeittotschlagen, nur Getue."

Weil einer seiner Schützlinge im Mauerschützenprozeß vor Gericht steht, schafft die Mannschaft den Aufstieg nicht. Gibt es wirklich einen Unterschied zwischen einem Mauer- und einem Torschuß? Hat sein Schützling nicht nur getan, was von ihm verlangt wurde, wie auf dem Platz auch? Der Trainer aus der Provinz rechnet ab: mit der Wende und dem Leben in einer völlig veränderten Welt, wo plötzlich ganz andere Maßstäbe gelten sollen.

"Bloß weil neue Zeiten über uns hereinbrechen, darf man doch nicht gleich alles aufgeben!"

In einem leidenschaftlichen Monolog voll absurder, komischer und scharfsichtiger Analysen, erklärt er das Leben und die Politik anhand der Regeln des Fußballspiels. Sport als letzte Bastion für Recht und Ordnung, Geschlossenheit, Solidarität und Disziplin.

Der 1965 in Ost Berlin geborene Thomas Brussig - bekannt geworden durch seine Romane "Helden wie wir" und "Am kürzeren Ende der Sonnenallee" - zeichnet seinen Antihelden als Wendeverlierer, als kleinen Looser zwischen selbstgerechter Verteidigung und berechtigtem Aufbegehren.

"Die Wende hatte nur ein Gutes: Wir könnten jederzeit gegen Bayern München spielen."

RedArt hat sich für diese Produktion wieder einen besonderen Ort ausgesucht. Die Grünfläche im Rathaus-Innenhof wird zum Rasen, der die Welt bedeutet.

"Ich übrigens brülle nicht. Es sieht aus wie Brüllen, aber in Wirklichkeit ist es Denken, sehr leidenschaftliches Denken."

Anpfiff!

Presse:
"Kaum ein besserer Zeitpunkt hätte sich finden lassen können für die Premiere des Stückes in der Inszenierung des Theaters Red Art unter Teamchefin Paula Artkamp und Managerin Beate Reker als der vergangene Dienstagabend. Und kaum eine passendere Location als der Innenhof des Stadthauses, das als gelungene Plattenbaureminiszenz am Rande des Spielfeldes das Geschehen auf dem Rasen, der die Welt bedeutet, rahmte... Nicht zuletzt wegen des originellen Bühnenbildes von Hans Salomon ein Abend, der Martin Walsers berühmtes Diktum "Sinnloser als Fußball ist nur noch eins: Nachdenken über Fußball" widerlegt.
(Westfälische Nachrichten, 13.06.02, am Dienstag der Premiere qualifizierte sich die DFB-Auswahl für das WM-Achtelfinale...)
"Rademacher ist als Schauspieler von Anfang an voll präsent und hält das Publikum gefangen... In Trainingshose, Feinripp-Unterhemd und Badelatschen umkreist er ein Schicksal, das von Komik und Tragik gleichermaßen geprägt ist... Für Fußballfans ist "Leben bis Männer" Pflicht. Aber auch Ballverächter solten sich das Stück nicht entgehen lassen..."
(Münstersche Zeitung, 13.06.02)

Koproduktion mit Theater im Pumpenhaus Münster

Gefördert vom Kulturamt der Stadt Münster, der Samtgemeinde Ottersberg und der Gesellschaft der Musik- und Theaterfreunde Münsters und des Münsterlandes